Lola im Interview

Hej Lola, du bist schon seit ein paar Monaten in Bjärred. Wie gut ist dein Schwedisch inzwischen?

Ich würde sagen schon sehr gut. Ich verstehe so ziemlich alles, auch wenn mal undeutlich gesprochen wird und wenn mir mal ein Wort nicht einfällt, dann kann ich es umschreiben. Da ich mit meiner Familie eigentlich jedes Jahr nach Schweden in den Urlaub gefahren bin, konnte ich schon ein paar Brocken Schwedisch und ich habe kurz nach meiner Ankunft angefangen, mit meiner Au-Pair-Familie Schwedisch zu sprechen. Daher ging das recht schnell.

Wie kam es eigentlich dazu, dass du jetzt in Schweden bist?

Nachdem mein FSJ dann nicht so lief, wie ich erhofft hatte, hat sich die Au-Pair-Stelle als Mittel zum Zweck angeboten. Ich wollte schon seit langer Zeit unbedingt nach Schweden.

Du darfst schon wieder mit einer Mannschaft trainieren – gab es da neidvolle Nachrichten aus Deutschland?

Ja, die gab es anfangs schon, auch von meinen Geschwistern. Aber das ist verständlich, ich wäre da auch neidisch.

Du hattest – wie alle Floorballspieler in Deutschland – vorher eine lange Pause. Wie war es nach den ersten Trainings?

Es war sehr schwer, wieder reinzukommen, auch weil die schwedischen Spieler so gut sind. Und die Bewegungen, besonders als Torwart, das auf den Knien herumrutschen, das machst du im normalen Alltag nicht. Für mich war es, als würde ich das alles nochmal neu lernen.

Wie oft bist du denn in der Halle?

Mit den Jungs trainiere ich zweimal, dienstags und donnerstags, und noch ein weiteres Mal als Teil des Trainerteams einer Mädchenmannschaft.

Hast du schon Unterschiede zum deutschen Floorball feststellen können?

Was mir auffällt, ist, dass hier alle Spieler technisch sehr stark sind und alle einen echt krassen Schuss haben. Und es geht viel körperlicher beim Spielen zu. Es ist normal, dass hier jemand über die Bande fliegt. Aber es ist schwer, das ganz genau einzuschätzen, denn bislang spiele ich hier mit 16- bis 19-Jährigen.

Aber umso stärker der Gegner ist, desto mehr lernt man doch, oder?

Ich hoffe, ich lerne viel. Aber wie viel es war, wird man wohl erst sehen, wenn ich wieder in Bremen trainiere.

Wie bist du eigentlich zum Floorball gekommen?

Früher Leistungsschwimmen und Boxen, dann wollte ich was Neues ausprobieren. Im Schulsport haben wir viel Unihockey gespielt und über meine Geschwister bin ich dann zum Probetraining beim ATS gekommen. Zu Beginn habe ich im Feld gespielt, aber ich war wirklich nicht gut. Während eines Trainings habe ich aus Spaß mit dem Torhüter getauscht und durfte dann beim nächsten Mal direkt als Torhüterin beim Großfeldteam mit trainieren.

Als ich zu dir recherchiert habe, ist mir aufgefallen, dass die Wischers eine echte Floorball-Familie sind.

Ja, meine beiden jüngeren Geschwister Wiesje und Keke spielen auch Floorball beim ATS. Ich bin durch sie erst dazu gekommen, Floorball zu spielen.

Wenn du bei Buntentor mit deinen Geschwistern zusammenspielen konntest, warum bist du dann zu Eiche gewechselt?

Mir hat es beim ATS immer sehr gut gefallen, weil es dort so familiär zuging. Aber irgendwann wollte ich mehr lernen und erreichen. Beim ATS war ich Kapitänin der U17 und eine Damenmannschaft gibt es dort nicht. Deshalb habe ich 2019 mit einer Zweitlizenz bei Eiche Horn angefangen und bin ein Jahr später, auch weil dort Matt und Noah die U21 Mannschaft trainieren, dorthin gewechselt. Ich habe seitdem super viel gelernt, wir sind doppelt Meister geworden mit den Damen – ich denke, dass das eine gute Entscheidung war.

Wie geht es bei dir denn weiter? Bis Ende Juli arbeitest du noch in Schweden.

Ich habe mich in Deutschland und Schweden um Studienplätze beworben. Ich würde gerne in Schweden bleiben und hier studieren, aber es gibt nicht so viele Studiengänge auf Englisch. Mein Schwedisch ist zwar gut, aber auf Schwedisch zu studieren, ist nochmal eine andere Sache. Im Grunde genommen weiß ich noch nicht, wo ich im Herbst sein werden.

Und wo möchtest du in Schweden studieren?

Ich habe mich in Stockholm, Lund und Uppsala beworben.

Was machst du denn derzeit, wenn du dich nicht um die Kinder deiner Gastfamilie kümmerst oder Floorball spielst?

Unter der Woche arbeite ich eigentlich nur und treibe Sport. Neben dem Floorball bin ich hier in Bjärred in einer Workout-Gruppe, die draußen trainiert. Und, so komisch das klingen mag, aber ich habe das Spazieren gehen echt zu schätzen gelernt. Ich kann stundenlang am Meer entlanglaufen, allein oder mit meinen Freunden, die ich hier habe. An den Wochenenden bin ich dann meist mit zwei anderen Au-Pair-Mädchen unterwegs und erkunde das Land und die Naturreservate. Inzwischen kenne ich so gut wie jedes Dorf in der Region.

Wenn wir wieder beim Thema sind – was gefällt dir an Schweden denn besonders?

Die Schweden sind Fremden gegenüber sehr offen und freundlich, jeder kommt auf dich zu, auch wenn du die Sprache nicht kannst.  Sie zeigen gerne, dass sie gut Englisch können.  Meine schwedischen Freunde habe ich zum Beispiel kennengelernt, als ich alleine spazieren war.

Was wirst du vermissen, wenn du wieder zurück nach Deutschland kommst?

Ich werde die Natur sehr vermissen, ich bin auch kein so großer Stadtmensch. Als wir vor kurzen in Stockholm waren, waren der Verkehrslärm oder das Geräusch einer Straßenbahn schon ganz ungewohnt. Ich glaube es wird ein kleiner Kulturschock zurückzukommen.

 

Das Gespräch führte Philipp Johannßen.

Philipp Johannßen, Jahrgang 1989, kam 2010 zum TV Eiche Horn und spielte dort erstmals im Verein Floorball. Bis 2014 spielte er bei der zweiten Mannschaft im Kleinfeld und im Großfeld. Anschließend verließ er berufsbedingt die Stadt, aktuell wohnt er in Mannheim, wo er auch seine neue Floorball-Heimat gefunden hat. Er arbeitet als Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und hat sich bereiterklärt monatlich ein Interview mit einem Mitglied unserer Abteilung zu machen.